(V)erlernt

Wir Menschen sind selbstlernende Wesen. Wir kommen ziemlich dumm auf die Welt und haben dennoch die Fähigkeit, in dieser Welt zu bestehen. Durch Lernen. Selbstständiges Lernen. Mit der Zeit werden wir besser und besser in allem, sodass wir uns behaupten können. Doch was wir lernen, können wir auch verlernen, und das geht schneller, als wir denken. Use it or lose it. Wer rastet, der rostet. Wir Menschen sind eben auch selbstverlernende Wesen.

Künstliche Intelligenz kann uns im Alltag helfen, uns unbequeme Dinge abnehmen. Das wird immer wieder betont und das ist auch richtig. Und offensichtlich auch erwünscht. Aber wollen wir das wirklich? Sollten wir das wollen? Jede Tätigkeit, die man mir abnimmt, trainiert mich nicht mehr. Alles, was ich nicht mehr selber tun muss, kann ich irgendwann nicht mehr. Will ich das? Nein, will ich nicht! Und daher bin ich jemand, der sehr genau überlegt, wo er sich von künstlicher Intelligenz helfen lässt und wo nicht.

An dieser Stelle lade ich jede Leserin und jeden Leser ein, mir gedanklich in Bereiche zu folgen, in denen ich menschliche Fähigkeiten in Gefahr sehe, bedroht durch Technologie allgemein, besonders aber durch KI. Dass KI böse ist, werde ich nie sagen! Ich werbe nur dafür, sie gezielt einzusetzen, wo sie unsere eigenen Fähigkeiten nicht bedroht. Ich werde für jeden dieser Bereiche ein eigenes Kapitel erstellen. Diese Sammlung wird wachsen mit der Zeit. Noch sind es wenige, aber ich glaube, es werden eine Menge Themen werden.

Häkeltier-Mobile

Wie bereits geschrieben: Wir Menschen kommen ziemlich dumm auf die Welt. Manchmal stelle ich mir vor, ich bin gerade neu geboren – sagen wir, es war eine unproblematische Hausgeburt – und so liege ich nun in meinem frisch eingerichteten Zimmer in meinem Bettchen und starre unter die Decke. Oder nein, auf das Häkeltier-Mobile, das Mama und Papa so angebracht haben, dass es direkt über meinem Kopf baumelt.

Der Denker

Einmal erzählte ich einer Freundin von meiner Beobachtung, dass ich das Kopfrechnen verlernt hatte, seit ich Corona-bedingt bargeldlos an der Supermarktkasse bezahlte. Ich sagte ihr auch, dass ich nun bewusst wieder bar bezahle und seitdem wieder Fortschritte im Rechnen mache (Münzgeld zusammenzählen, Rückgeld ausrechnen und so; sehr niederschwellig also). Sie, die erklärtermaßen nie Bargeld dabei hat, schaute mich verständnislos an und zuckte mit den Schultern: „Und warum sollte ich das können?“

Faul mit Smartphone

Menschen sind faul. Körperliche Anstrengungen sind meist nicht so ihr Fall. Alles, was anstrengend ist, wird seit Jahrzehnten und Jahrhunderten an die Technologie outgesourced. Mit Kusshand! Die künstliche Intelligenz erweitert die Möglichkeiten jetzt gewaltig. Die Möglichkeiten, faul zu sein, meine ich – und dem eigenen Körper und Geist damit keinen Gefallen zu tun.

Ehrgeiz beim Schach

Neulich, im Nachgespräch einer meiner Wohnzimmerlesungen zum Thema KI, sprachen wir über die kommenden Zeiten, in denen die künstliche Intelligenz alles besser können wird als wir Menschen. Ich äußerte meine Sorge, dass Kunstschaffende bald keinen Antrieb mehr haben werden, sich künstlerisch zu betätigen. Warum sollte man sich noch abmühen, wenn KI alles schneller und besser erledigt? Ich sprach als Beispiel die Musik an, übersah aber, dass mehrere leidenschaftliche Bandmusiker anwesend waren.

Geduld mit Sandbild

Geduld ist eine Tugend. Das sagen jedenfalls die, die sie haben. Für alle anderen ist Geduld eher ein Kampf. Geduld scheint mir sehr ungleich verteilt zu sein unter der Menschheit. Dabei begegnen mir geduldige Menschen viel seltener als ungeduldige. Ich selbst würde mich als geduldig beschreiben. Ob Geduld aber nun wirklich eine Tugend ist oder ob sie auch schädlich sein kann, möchte ich hier einmal untersuchen. Ebenso, was die alltägliche Anwesenheit künstlicher Intelligenz mit unserer Geduld macht.

Liebende – Mensch und Roboter

Der Mensch lebt in unzähligen Beziehungen: Freundschaften, Familie, Lebens(abschnitts)partnerschaften, Arbeitsumfeld, Nachbarschaft – die Menschen im eigenen Umfeld bestimmen mit, wie sich eine Person entwickelt und wie sie sich fühlt. Auch Tiere können Menschen prägen und ihnen ein wohliges oder unangenehmes Miteinander bieten. Und wer will behaupten, dass Menschen nicht auch zu Pflanzen oder Dingen tiefe Beziehungen aufbauen können? Oder zu künstlicher Intelligenz.

Freie Entscheidung?

Entscheidungen zu treffen ist schwer. Jede Entscheidung stellt die Weichen für die Zukunft. Manche sind wichtiger als andere; einige haben langfristige Folgen, andere sind schnell vergessen – und doch formen sie uns. Sie bestimmen den Verlauf der kommenden Sekunden und/oder unseres gesamten Lebensweges. Sie machen uns zu dem, das wir einst sein werden. Wir treffen unzählige Entscheidungen am Tag. Künstliche Intelligenz nimmt sie uns zunehmend ab.

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