Was ist Intelligenz?

„Intelligenz ist die Fähigkeit, sich unendlich viele Gedanken darüber zu machen, warum man nicht so intelligent ist, wie man gerne wäre.“

erfunden von ChatGPT

„Intelligenz ist das, was der Intelligenztest misst.“

Edward Boring, 1923

Der Begriff der Intelligenz ist erstaunlich ungenau definiert. Je nach Umfeld, z.B. wissenschaftlichem Forschungsfeld, fällt die Definition unterschiedlich aus. Selbst ein Fachmann wie der Psychologe Edward Boring scheint sich vor einer Aussage zu drücken, indem er die etwas provokante Definition mit dem Umweg über den Intelligenztest in den Raum stellt. Tatsächlich scheint sie nicht konkreter zu sein als die von ChatGPT (die Anweisung: „erfinde eine ironische Definition für Intelligenz“).

Im Folgenden möchte ich versuchen, den Begriff zu ergründen. Dazu schaue ich mir die Wortherkunft an und beschreibe einige wenige wissenschaftliche Ansätze und Überlegungen, eine Definition zu finden. Wem das zu langweilig ist, der oder die kann auch gerne zu meinem persönlichen Fazit ganz am Ende dieses Kapitels springen.

Wortbedeutung

Es gibt verschiedene Wege, sich einer Definition zu nähern. Beispielsweise kann man es zunächst über die zugrundeliegende Wortbedeutung versuchen. Intelligenz leitet sich ab vom lateinischen intellegere, was „verstehen“ oder „begreifen“ bedeutet. Nimmt man das Wort noch weiter auseinander, erhält man die Teile inter, „zwischen“ und legere, „legen, auswählen“. Es geht also um das Verstehen und – meine Interpretation – um das Auseinanderhalten von Richtig und Falsch, um Erkenntnis und Wahrheitsfindung.

Lexika / Nachschlagewerke

Auch Lexika, die Wikipedias der vor-digitalen Zeit, gehen meist zunächst den Weg der Wortherkunft und ergänzen dann ganz unterschiedlich ausführliche Erläuterungen. Einige Beispiele (www.zeno.org/Zeno/-/Lexika):

  • Intelligenz, Einsicht, Bildungsfähigkeit, Verstand (Damen Conversations Lexikon, 1835)
  • Intelligenz, lat.-deutsch, Einsicht, Kenntniß, Verstand, Erkenntnißkraft […] (Herders Conversations-Lexikon, Freiburg im Breisgau 1855)
  • Intelligénz (lat.), Verständnis, Einsicht, Erkenntnis, besonders eine solche, die von der sinnlichen Wahrnehmung nicht unmittelbar abhängig oder auf sie beschränkt ist, also die verständige und vernünftige Erkenntnis; dann das Vermögen, eine solche Erkenntnis sich zu erwerben […] (Meyers Großes Konversations-Lexikon, Leipzig 1907)

Das Meyersche Lexikon nennt hier zwar auch die Erkenntnis als Anzeichen für Intelligenz, ergänzt jedoch auch die Fähigkeit, sich diese Erkenntnis anzueignen – also nicht nur das Wissen, sondern auch das Lernen kennzeichnen die Intelligenz. Ein wichtiger Punkt, wie wir noch sehen werden.

Ein modernes, nicht redaktionell geführtes Nachschlagewerk wie die Wikipedia definiert Intelligenz im Mai 2024 folgendermaßen:

Intelligenz […] ist die kognitive bzw. geistige Leistungsfähigkeit speziell im Problemlösen. Der Begriff umfasst die Gesamtheit unterschiedlich ausgeprägter kognitiver Fähigkeiten zur Lösung eines logischen, sprachlichen, mathematischen oder sinnorientierten Problems.

Wikipedia, Intelligenz

Der ChatBot ChatGPT liefert im Mai 2024 auf die diesmal ernst gemeinte Anweisung „definiere Intelligenz“ das Folgende:

Intelligenz ist die Fähigkeit einer Person, Informationen zu verstehen, zu analysieren, zu verarbeiten und kreative Lösungen für Probleme zu finden. Es beinhaltet auch die Fähigkeit, Wissen und Erfahrung anzuwenden, um rationale Entscheidungen zu treffen und sich in unterschiedlichen Situationen erfolgreich anzupassen.

ChatGPT

Die Letztgenannten liefern einen besonderen Aspekt, den die Erstgenannten nicht ansprechen: Das Problemlösen.

Problemlösen

Der Begriff Intelligenz beschreibt Fähigkeiten, insbesondere das Unterscheiden von Richtig und Falsch („wählen zwischen“), was man auch Einsicht oder Erkenntnis nennen kann. Nicht berücksichtigt wird hierbei das Warum und Wozu. Was bietet Intelligenz für Möglichkeiten? Was kann sie nützen? Allgemein kann man feststellen: Äußerst nützlich ist Intelligenz beim Lösen von Problemen. Doch was bedeutet das?

„Problemlösen ist das was man tut, wenn man nicht weiß, was man tun soll.“

Grayson H. Wheatley

Das nebenstehende Zitat des Forschers Grayson H. Wheatley scheint absurd zu sein. Um es zu verstehen, muss zunächst geklärt werden, was ein Problem ist. Der Psychologe Karl Duncker (1903-1940) definierte es folgendermaßen:

„Ein ‚Problem‘ entsteht z.B. dann, wenn ein Lebewesen ein Ziel hat und nicht ‚weiß‘, wie es dieses Ziel erreichen soll. Wo immer der gegebene Zustand sich nicht durch bloßes Handeln (Ausführen selbstverständlicher Operationen) in den erstrebten Zustand überführen lässt, wird das Denken auf den Plan gerufen. Ihm liegt es ob, ein vermittelndes Handeln allererst zu konzipieren.“

Zur Psychologie des produktiven Denkens, S. 1, Springer 1935

Wer ein Problem lösen will, muss einen derzeitigen, nicht zufriedenstellenden Zustand verändern, verbessern, zum Guten wenden. Dies kann geschehen durch Handlungen, die keine große Denkfähigkeit voraussetzen (selbstverständliche Operationen). Beispiel: Ich muss in der Küche etwas erledigen, bin aber im Wohnzimmer. Also gehe ich einfach in die Küche. Hierbei würde man eher nicht von einem Problem oder vom Problemlösen sprechen, vielleicht ebenso wenig von Intelligenz. Hat allerdings jemand – um im Bild zu bleiben – die Küchentür abgeschlossen und den Schlüssel geklaut, dann wird mein Vorhaben zu einem Problem (zu einem wirklich nicht zufriedenstellenden Zustand). Dieses Problem muss gelöst werden, indem ich den Schlüssel finde oder einen anderen organisiere, durch das Fenster in die Küche einsteige oder schlicht die Tür eintrete – ja, auch Gewalt kann intelligent sein ;-) Und hier liegt der Zugang zu Wheatleys absurden Zitat: Wenn ich weiß, was ich tun soll, um einen Zustand zu verbessern (einfach in die Küche gehen), löse ich damit kein Problem. Ich erfülle höchstens eine Aufgabe. Wenn ich aber in einer Situation bin, die neu ist, für die ich kein fertiges Handlungsmuster habe, dann habe ich ein Problem. Und wenn ich es lösen kann, dann zeugt dies von Intelligenz.

intelligente diebische Elster

Um das leidige Problem mit der Küchentür zu lösen, müssen verschiedene Dinge in meinem Kopf passieren: Ich muss mir die o.g. möglichen Lösungswege zunächst erdenken. Ich muss erst einmal darauf kommen, dass man verschwundene Dinge suchen und finden kann – wenn es gut läuft. Dazu muss ich mir klarmachen, wo ich selbst einen Schlüssel verstecken würde. Alternativ muss ich mir vorstellen können, dass es einen weiteren Schlüssel geben könnte oder auch einen alternativen Zugang zur Küche. Letztlich kann ich aber auch ein Gespür für die Festigkeit von Türrahmen haben und abschätzen, wie viel Kraft ich durch einen Fußtritt aufwenden muss, um die Tür einzutreten. All dies sind keine trivialen Vorgänge, denn sie sind rein fiktiv, also im Denken angesiedelt, in den Verknüpfungen unserer Neuronen im Hirn. Sie sind Blicke in die Vergangenheit (habe ich schon mal von einem Zweitschlüssel gehört?) und in die Zukunft (was geschieht, wenn man vor eine Tür tritt? Ich habe noch nie eine Tür eingetreten). Vor allem aber sind sie Zeichen für kausales Denken, für ein wenn-dann-Denken, und das auch noch rückwärts. Ich habe ein Ziel (das Dann) und muss überlegen, was ich dafür tun kann (das Wenn). Sehr spannend, wie ich finde.

An dieser Stelle blitzt nun ein Satz auf, den ich ganz oben bereits geschrieben habe: Es geht […] um das Auseinanderhalten von Richtig und Falsch, um Erkenntnis und Wahrheitsfindung. Erfolgreiches wenn-dann-Denken hat viel mit Erkenntnis zu tun, mit Wissen und Verstehen. Und damit auch mit Logik. Hinzufügen möchte ich noch den Begriff des abstrakten Denkens, denn gerade dies ermöglicht zukunftsorientiertes Denken. All das sind Ausprägungen von Intelligenz. Und ohne sie würde ich bis in alle Ewigkeit und voller Panik vor der Tür auf und ab laufen.

Intelligenzmodelle

Die Schwierigkeit, eine allgemeine Definition für den Begriff Intelligenz zu finden, beruht wohl auch darauf, dass es bereits viele Intelligenzmodelle gibt, die das Phänomen zu beschreiben versuchen. Sie alle sind Gegenstand eines jeden Psychologiestudiums und versuchen, höchst wissenschaftlich vorzugehen. Ich will hier nur drei von ihnen ganz kurz anreißen:

  • Zwei-Faktoren-Theorie: Charles Spearman (1863-1945) beschrieb Zusammenhänge (Korrelationen) zwischen verschiedenen Intelligenz-Bereichen, also etwa: Konnte jemand gut mit Sprache umgehen, zeigte er oder sie oft auch gute mathematische Leistungen. Diese Zusammenhänge schienen deutlich, aber nicht perfekt zu sein. Es gab auch damals Menschen mit besonders guten oder schlechten Denkleistungen in einzelnen Fachgebieten. Somit ersann er zwei Intelligenzfaktoren, g und s, die für eine generelle und viele spezifische Intelligenzen stehen bzw. die gemessenen Leistungsdaten beschreiben.
  • Primärfaktorenmodell: Louis Leon Thurstone (1887-1955) führte gleich sieben Faktoren auf, die Intelligenz ausmachen. Einen einzelnen übergeordneten Faktor wie Spearman sah er nicht vor. Unter seinen Faktoren fanden sich u.a. sprachliche und mathematische Fähigkeiten, weiter Gedächtnisleistungen und räumliches Vorstellungsvermögen.
  • Theorie der multiplen Intelligenzen: Ähnlich wie Thurstone geht auch Howard Gardner (*1943) von unterschiedlichen Anteilen der Intelligenz aus. Er beschrieb die folgenden acht Intelligenzen, die ich hier benennen, aber aus Platzgründen nicht erläutern möchte:
    • sprachlich-linguistische Intelligenz
    • logisch-mathematische Intelligenz
    • musikalisch-rhythmische Intelligenz
    • bildlich-räumliche Intelligenz
    • körperlich-kinästhetische Intelligenz
    • interpersonale Intelligenz (auch soziale Intelligenz)
    • intrapersonelle Intelligenz
    • naturalistische Intelligenz
Die Glühbirne als ewiges Symbol der Intelligenz
Die Glühbirne als ewiges Symbol der Intelligenz
©niekverlaan/pixabay.com

Diese und unzählige weitere Ansätze gehen von unterschiedlich vielen Faktoren aus, die die Intelligenz(en) beeinflussen. Einige bestätigen Spearmans generellen, übergeordneten Faktor g, andere lehnen ihn ab. Persönlich halte ich es für sehr plausibel, dass ein Gehirn im Ganzen mehr oder weniger gut arbeitet als andere (z.B. durch rein biologische Faktoren wie Durchblutungsqualität oder die Sauerstoffversorgung im Organismus generell; ich gehe davon aus, dass es einige mir unbekannte Faktoren gibt, die dem Gehirn im Ganzen ein effektiveres oder weniger effektives Arbeiten ermöglichen). Gleichzeitig ist meine Beobachtung, dass Menschen in verschiedenen Feldern sehr unterschiedlich leistungsfähig sein können.

Deutlich unumstrittener als der Zankapfel g ist die Bedeutung zweier elementarer Voraussetzungen für Intelligenz: die Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten, die sich etwa in der Verarbeitungsgeschwindigkeit zeigt, und die Gedächtnisleistung. Beides sind notwendige Voraussetzungen für intelligentes Handeln. Wer zwar Informationen erhalten kann (z.B. durch die Sinne, durch Wahrnehmung), sie aber nicht verarbeiten kann, also vergleichen, in Beziehung setzen, der kann nicht intelligent agieren. Wer Informationen zwar gut verarbeiten, sie sich aber nicht merken kann, ist genauso gehandicapt beim Vergleichen und in-Beziehung-Setzen. Ob diese beiden Fähigkeiten, also Informationsverarbeitung und Gedächtnis, die einzigen Voraussetzungen für Intelligenz sind, wage ich nicht zu beurteilen. Ob sie ausreichen, um z.b. räumliches Vorstellungsvermögen zu ermöglichen, weiß ich nicht.

Intelligenz ohne Gehirn?

Gerade eben schrieb ich noch: Also gehe ich einfach in die Küche. Hierbei würde man eher nicht von einem Problem oder vom Problemlösen sprechen, vielleicht ebenso wenig von Intelligenz. Diese Aussage möchte ich hier bereits wieder infrage stellen. Zeugt es nicht von Intelligenz, wenn ich vom Wohnzimmer in die Küche gehen kann? Dafür benötige ich immerhin ein räumliches Vorstellungsvermögen, ich muss Orte in Beziehung zueinander setzen können und den Weg dazwischen kennen. Zudem muss ich wissen, wie Gehen geht, das muss ich mal gelernt haben, was ebenfalls ein Zeichen von Intelligenz ist. Bedeutet das nicht, dass auch gelingende alltägliche Vorgänge, die vielleicht nicht gerade wirkliche Probleme lösen, aber dennoch eine gewisse Komplexität aufweisen, Intelligenz voraussetzen? Mindestens doch Intelligenz in der Vergangenheit, im Prozess des Erlernens.

Doch ich gehe noch einen Schritt weiter mit meinen Fragen: Braucht Intelligenz zwingend ein Gehirn? Wie ist es z.B. mit den Pflanzen? Auch sie können ihr Schicksal in ihrem Sinne beeinflussen. So richten sie sich etwa aktiv nach dem Tageslicht aus, um einen zufriedenstellenderen Zustand zu erreichen. Außerdem blühen sie, um befruchtet zu werden. Ich nehme nicht an, dass sie das in denkender Weise tun, doch sie reagieren auf ihre Umwelt und können auch unvorhergesehene Situationen meistern (beschnittene Bäume z.B. können neu austreiben). Intelligenz oder nicht?

Die Pflanze braucht das Licht

Hm, ich weiß es nicht. Aber alles, was Pflanzen so können, ist vermutlich reine Biochemie. Es ist wie ein Computerprogramm, ein Algorithmus, der stur abläuft und dabei – zugegeben – einen Haufen an if-then-Fragen abarbeitet, die auf verschiedenste innere und äußere Zustände reagieren. Mit Verstehen aber, dem Auseinanderhalten von Richtig und Falsch, logischem oder kausalem Denken hat dies eher nichts zu tun. Lediglich das Ergebnis ist prinzipiell dasselbe: Die Welt wird im eigenen „Sinne“ verändert, ein Problem wird gelöst.

Eine scharfe Grenze zwischen Intelligenz und andersartigem, vorteilhaftem Handeln scheint mir nicht immer klar gegeben. Pflanzen mögen recht eindeutig nicht intelligent handeln (im Sinne von Verstehen), aber was ist mit triebhaftem Verhalten bei Tier und Mensch? Hierbei würde ich auch eher von einem Algorithmus sprechen als von Intelligenz. Dennoch hat es große positive Auswirkungen auf das jeweilige Lebewesen. Insbesondere beim Menschen ist triebhaftes und intelligentes Handeln oft miteinander vermischt. Beide arbeiten Hand in Hand (wenn ich Apfelkuchen backe, weil ich Hunger habe), oft aber auch gegeneinander (wenn ich den Kuchen stehenlasse, weil ich sonst zu dick werde). Gerade diese Vermischung macht es schwer, Intelligenz zu erforschen. Oder gar zu messen.

Messbarkeit

Alfred Binet (1857-1911) und Théodore Simon (1873-1961) entwickelten im Jahre 1905 den ersten praktisch anwendbaren Intelligenztest für Schulkinder. Mit diesem Binet-Simon-Test wurde anhand eines Fragenkatalogs das sog. Intelligenzalter eines Kindes bestimmt, das sich vom tatsächlichen Alter unterscheiden konnte. Man erhielt so ein Maß für den aktuellen Entwicklungsstand eines Kindes.

Der Psychologe und Philosoph William Stern (1871-1938) befürwortete diese Metode, ging jedoch einen Schritt weiter. Er setzte das ermittelte Intelligenzalter zum Lebensalter ins Verhältnis (konkret: Intelligenzalter geteilt durch Lebensalter mal Einhundert) und erhielt so den ersten Intelligenzquozienten (IQ). Ein IQ von 100 entsprach somit einem altersgemäßen Entwicklungsstand. Legt man eine Normalverteilung des IQ in der Bevölkerung zugrunde, haben knapp 70% einen IQ zwischen 85 und 115.

Intelligenztests untersuchen nur ganz bestimmte Formen der Intelligenz. Auch haben viele von ihnen methodische Mängel, so gewissenhaft sie auch ausgeführt werden mögen. Sie können bestenfalls ein einzelnes Schlaglich abgeben, denn sie erwischen den Prüfling in einem speziellen Moment, zu einer bestimmten Tageszeit, in einem ganz bestimmten Zustand, was Prüfungsangst angeht, Stimmungslage, Tagesform oder Motivation. Sie sind singulär und unperfekt, und darauf beruht wohl auch Borings lapidares Zitat ganz oben in diesem Kapitel: Intelligenz ist das, was der Intelligenztest misst. Auch William Stern selbst, der Vater des IQ, hatte die Probleme schon früh erkannt und warnte, der IQ dürfe nicht das alleinige Kriterium für die Intelligenz-Beurteilung sein. Dennoch diente sein IQ-Modell jahrzehntelang der Beurteilung der (kindlichen) Intelligenz und wurde maßgeblich für Schullaufbahnen und Berufschancen. William Stern, glühender Verfechter des Personalismus, wurde durch diese Praxis zu einem der größten Widersacher seines eigenen Werkes. So wird er zitiert:

„Unter allen Umständen ist und bleibt der Mensch das Zentrum seines eigenen psychologischen Lebens und seines eigenen Wertes. Mit anderen Worten: Es sind immer noch Personen, auch wenn sie aus einer Außenperspektive im Hinblick auf die Ziele anderer untersucht und behandelt werden … Ich habe das Gefühl, dass Psychotechniker Personen entwürdigen, indem sie sie als Mittel für die Ziele anderer benutzen.“

Stern, 1933, zitiert in Lamiell, 2003

Persönliches Fazit

Die Wissenschaft versucht seit vielen Jahrzehnten eine fundierte Beschreibung des Begriffs Intelligenz zu erarbeiten. Nicht zuletzt das Problem der schweren Messbarkeit behindert das Vorhaben, sodass noch immer viele verschiedene Ansätze und Theorien nebeneinander existieren. Dessen ungeachtet versuche auch ich mich hier an einer Definition, die weniger auf wissenschaftlichen Beweisen beruht als vielmehr auf persönlichen Beobachtungen und allgemeinem Sprachempfinden für das Wort Intelligenz. Leider ist das nicht in einem Satz erledigt:

Intelligenz ist die Fähigkeit, auf unbekannte Situationen vorteilhaft zu reagieren, also neuartige Probleme zu lösen, aber auch, die Welt im eigenen Sinne proaktiv zu verändern, was wiederum der Vorbeugung von Problemen entspricht. Voraussetzungen für diese Fähigkeit sind zunächst eine angemessene Gedächtnisleistung, die Lernen und Wissen ermöglicht. Ebenso wichtig sind logisches und abstraktes Denken sowie ein ausgeprägter Sinn für wenn-dann-Beziehungen, also kausales Denken. Dieses ermöglicht angepasstes Handeln und somit überhaupt erst einen Nutzen aus dem erlernten Wissen. Ich gehe von vielen verschiedenen, voneinander mehr oder weniger unabhängigen Intelligenz-Feldern aus, die in jedem Individuum jeweils unterschiedlich weit entwickelt sein können (z.B. Kunst, Sprache, Mathematik, …).

Ich bin mir bewusst, dass ich mit dieser Definition nicht zufrieden sein kann. Doch sie soll mir als Ansatz und Grundlage dienen, zu verstehen, was denn nun künstliche Intelligenz ist.

(Interessant ist in diesem Zusammenhang noch, dass auch in der Informatik die wenn-dann-Beziehung, das if-then, ein zentrales lexikalisches Konstrukt aller Programmiersprachen ist, ohne das jedes Programmieren nahezu nutzlos ist.)

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Die Glühbirne als ewiges Symbol der Intelligenz
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